Eine kleine Philosophie des Abschieds
- Anna Böllert
- 21. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Juni
Es gibt Abschiede, die schleichen.
Sie nisten sich langsam bei einem ein,
so wie die Kälte bei einem Herbstspaziergang
mit der Zeit in die warme Kleidung zieht.
Es gibt Abschiede, die nagen an einem,
so wie das tosende Meer die Küstenlinie
Stück für Stück abträgt und mit jeder Welle
etwas mehr mitnimmt.
Es gibt Abschiede,
die hüllen sich in Anmut und Schönheit,
so wie die Sonne uns noch einmal
die wärmsten Farben schenkt,
während sie schon hinter den Horizont sinkt.
Diese Abschiede sind lange nicht greifbar,
sie begleiten uns einfach für eine ganze Zeit
- bis irgendwann nichts mehr übrig ist.
Von den Farben. Vom Licht und von der Wärme.
Und es gibt Abschiede,
die sind wie ein Schwerthieb.
Sie zerschneiden in ein vorher und nachher,
sie zerreißen, was eben noch ganz war.
Sie haben sich nicht groß angekündigt,
man konnte sich nicht darauf einstellen,
sondern sie sind plötzlich einfach da
- unumkehrbar. gnadenlos. endgültig.
Es gibt Abschiede, die werden gefeiert,
mit Trompeten und Fanfaren,
mit Jubel und Hoffnung.
Und es gibt solche, die beweint werden
und voller Klage und Schmerz sind -
Manchmal ist ein Abschied ein Anfang
und manchmal ein Ende
und oft eine Mischung aus alldem.
Fanfaren und Tränen, Freude und Wehmut.
Es gibt laute und leise Abschiede,
wortreiche und stille,
Abschiede auf Zeit und solche für immer.
Es gibt Abschiede, die sehnt man herbei.
Man steht am Fenster und wartet auf sie,
weil man weiß, dass sie richtig sind
und es ist gut, wenn sie endlich da sind.
Und es gibt Abschiede, die will man nicht.
Man versucht, vor ihnen zu fliehen,
ihnen die Tür vor der Nase zuzuschlagen
oder man leugnet sie.
Aber ein Abschied geht nicht einfach wieder,
nur weil man sein Kommen ignoriert.
Er lässt sich weder wegbitten, noch wegbeten,
aber meistens er lässt sich gestalten.
Und wo auch immer Du
in diesen Tagen loslassen musst,
sei gewiss, du bist nicht allein.
Gott segne die Zeit, die bleibt.
Gott segne die schönen Momente,
dass sie in dir weiter leuchten,
auch über den Abschied hinaus.
Gott lasse dich in Frieden nach hinten
blicken Und in Hoffnung nach vorne.
Er geleite dich in Abschieden
wie im Wiedersehen
Im Alten wie im Neuen,
jetzt und in der Ewigkeit.
Amen.




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