
Tag 10-13 - Glück am Wegesrand
- Anna Böllert
- 29. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Der letzte sonniger Tag beginnt
mit einem steilem Anstieg,
der sich kurvig zieht.
Nach einigen Kilometern
sehen wir auf der Bergspitze vielversprechende Fahnen:
ein Gasthof !
Kühe grasen und gucken uns auf den Teller,
als wir eine Brotzeit bestellen.
Zum Glück geht es ab jetzt mehr bergab als bergauf,
lange Abfahrten winden sich
durch wunderschöne, grüne Landschaft,
das Ziel: der Garten von Andreas,
den er online Radfahrern zum Zelten angeboten hatte,
irgendwo im nirgendwo.
Das Dorf ist so klein,
dass die Häuser zwar Nummern haben,
die drei Straßen aber keine Namen.
Andreas ist
die Herzlichkeit in Person,
er bietet uns die Gartenhütte an,
falls der angekündigte Regen in der Nacht
zu stark wird
und bringt uns morgens Kaffee ans Zelt.
Als wir aufbrechen, regnet es
und ein weiterer Anstieg liegt vor uns.
Wir finden eine Sennerei,
decken uns mit Bergkäse ein
und löffeln frischen Joghurt
auf überdachten Bänken vor der Tür.
Wir schmieden Pläne,
dem Regen davonzufahren.
Mit nur mäßigem Erfolg,
Schauer reiht sich an Schauer,
die Mittagspause verbringen wir
wenig idyllisch unter einer Autobahn-Brücke.
Unser nächstes Ziel ist ein Campingplatz
nahe Lindau am Bodensee.
Er stellt sich als in die Jahre gekommenes
Fanilienresort heraus.
Etwas schmuddelig, voll, irgendwie lieblos.
Die Animationen auf der Bühne sind so laut,
dass wir uns beim Abendessen
kaum verstehen.
Nachts weckt Wes und fragt mich:
Was ist das für ein Geräusch,
dieses Fiepen und Piepen?
Dann raschelt es am Zelt entlang.
Ratten.
Diego, die treulose Tomate,
schläft einfach und blinzelt empört,
als wir das Licht anschalten.
Am nächsten Morgen bin ich froh,
die Vögel zu hören.
Ich höre Vögel und Regen.
Wir packen im Regen zusammen,
Heute steht eine lange Tour an.
Als wir losfahren,
ächzen die Fahrräder etwas lauter als sonst
und wir auch.
Es wird eine nasse Tour,
aber auch eine Tour voller Freuden
am Wegesrand:
Die ersten reifen Brombeeren,
saftige frühe Äpfel,
Mirabellen. Pflaumen. Wilde Erdbeeren.
Lange fahren wir auch durch Hopfenfelder,
die etwas unwirklich hoch
in den Himmel ragen.
Kurz vor Friedrichshafen am Bodensee
erwischt uns ein heftiger Schauer,
wir flüchten unter ein Scheunendach,
da öffnet sich ein Fenster.
Ich rechne damit, jetzt zu hören:
Hier könnt ihr nicht stehen,
das ist Privatgründsück! -
Doch eine Frau steckt den Kopf heraus und fragt:
Soll ich euch einen heißen Kaffee machen
oder wollt ihr kurz reinkommen zum Aufwärmen?
Es bleibt nicht der letzte Schauer des Tages,
irgendwann ist das egal,
der Schlamm spritzt die Beine hoch
und die Bremsen quietschen.
Wir erreichen den Campingplatz in Salem,
etwas oberhalb des Bodensees,
die Zeltwiese ist groß und hügelig.
Die Besitzerin gibt uns den Tipp,
nicht in einer Senke
oder auf einem Hang zu zelten,
"damit ihr nicht weggespült werdet."
Die nächsten Tage regnet es wieder
unwetterartig, die Tagesschau berichtet
und wir entscheiden,
für drei Nächte zu bleiben
und das Gröbste abzuwarten.
Das Zelt hält,
aber das schlechte Wetter und die Zwangspause
zerren sehr an der Motivation.
Und dann endlich
fahren wir weiter,
Richtung Freiburg und Frankreich,
Fortsetzung folgt.



























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