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Tag 14-17 - ohne Strom!

Aktualisiert: 8. Aug.

Einige professionelle Camper

mit Wohnmobil und Vorzelt

haben nicht nur Wäschespinnen,

Teppiche und Blumentöpfe dabei,

sondern auch Satellitenschüsseln und Flachbildfernseher

(kein Witz).

Ein älterer Herr, der nach unseren Plänen fragt,

guckt den RTL Wetterbericht und teilt mir

halb belehrend, halb bedauernd,

später beim Abwasch mit,

dass dies ein schlechter Sommer

für eine große Radtour ist.


Ich lächle das weg,

wir sind noch lang genug unterwegs,

um auch noch die Sonne zu sehen,

aber es wäre gelogen zu sagen,

mir macht der dauernde Regen nichts aus.


Alles fällt ein bisschen schwerer,

ich fühle mich träge

und finde auch wenig Motivation zu schreiben -

was so schade ist, weil es mir eigentlich

so eine große Freude ist,

diesen Blog zu gestalten.


Wir planen also nur eine kurze Tour

für diesen Tag,

warten die ersten Schauer ab,

packen die Sachen und fahren aus Salem

wieder hinunter an das Ufer des Bodensees

und das letzte Stück die Uferlinie entlang.


Es ist bewölkt, aber trocken

und wir setzen uns auf die gemauerte Kante,

bis wieder Tropfen fallen.

Ein Passant fragt uns nach unserer Tour

und es stellt sich heraus,

dass er aus Cardiff kommt, der Stadt,

in der Wes und ich uns kennengelernt haben.

Zufälle gibt's!


Wir fahren weiter bis zum Campingplatz,

der eigentlich schön am See liegt,

aber irgendwie eigenartig ist.

Natürlich regnet es

und wir können nicht baden gehen,

neben uns zeltet anscheinend ein Techno DJ,

der im Urlaub schonmal

für die nächste Party übt

und am nächsten Morgen

wurde unsere Brötchenbestellung

leider vergessen.

Macht nichts,

wir starten hungrig und nass,

aber trotzde guter Dinge

Richtung Schwarzwald.


Der Tag hat es in sich:

Eigentlich geht es

mal mehr mal weniger intensiv

nur bergauf.

Dafür scheint die Sonne - juhuuu!

Am Ende des Tages stoßen wir

auf den Donauradweg und die Donau,

die wir überqueren müssen -

kein Problem, denn ein paar Steine liegen bereit

und wir sind ja bereits geübt in Flussquerungen

ohne Brücke.


Der Zeltplatz ist ein Geschenk:

Eine einfache Wiese,

nur für Radfahrer,

gegen eine geringe Spende.

Sanitäre Anlagen und ein grandioser Kiosk

mit leckeren Burgern am Abend

und frischem Kaffee am Morgen

direkt daneben.


Der nächste Tag

ist wieder ein Regentag.

Diego ist ein bisschen schlapp und lässt sich

viel im Anhänger ziehen.

Wir fahren ein Stück Donauradweg,

die Strecke ist flach,

aber auch ein bisschen langweilig

und dann fühlt es sich plötzlich so an,

als hätten wir endlich den Schwarzwald erreicht.


Dichtes Waldgrün umgibt uns,

die Steigung nimmt zu,

aus der asphaltierten Strecke

wird ein Schotterpfad.

Unser Campingplatz für diese Nacht

liegt malerisch an einem See.

Leider zu kalt zum Baden,

aber wenigstens hört es abends auf zu regnen.


Am nächsten Morgen

geht die Sonne über dem Wasser auf

und der bisher sportlichste Tag liegt vor uns:

65km durch den Schwarzwald,

über 600 Höhenmeter Steigung

und knapp 1.200 Meter bergab,

mit Hund und Anhänger.


Die Aussicht ist wunderschön!

Zeitweise überblicken wir grüne Baumkronen

und Dörfer im Tal.

Wir stoppen in Titisee Neustadt für ein großes Stück Kuchen

und fahren anschließend

auf abgelegenen Waldwegen weiter,

um die großen Straßen zu vermeiden.


Irgendwo mitten im Wald

verliert mein Fahrradnavi unsere Position.

Wir fahren nach Gefühl weiter,

überqueren eine schmale Brücke,

kämpfen uns einen Berg hoch,

finden viele wilde Hinbeeren und Brombeeren -

und stehen plötzlich auf der Kuhweide

einer freundlichen Bäuerin,

die heute nicht mit Besuch gerechnet hatte.


„Nach Freiburg wollt ihr?!“,

fragt sie uns verdutzt,

als wäre das am anderen Ende der Welt,

dabei dürfte es mittlerweile

nur noch ca. 20km entfernt sein.

„Nein, nach Freiburg, ganz falsch gefahren..“..

sie erklärt uns umständlich

und sehr detailliert

wie wir ab nun fahren sollen,

steile Wege liegen wohl vor uns,

und dann wirfst sie erschreckt einen Blick

auf unsere Fahrräder.

„Ohne Strom??“, fragt sie verdutzt,

„ohne Strom??“. Wir pflichten ihr bei,

dass das mit E-Bikes sehr viel einfacher wäre

und verabschieden uns.

Da sagt sie:

„Ich schiebe, ich schiebe“

und sie gibt sich große Mühe, anzuschieben und ich gebe mir große Mühe,

das Gleichgewicht zu halten mit dem Anhänger

und so fahren wir weiter.


Ich weiß nicht,

ob wir ihrem Weg folgen,

aber irgendwann entdecken wir

Schilder nach Freiburg

und nach den letzten Metern bergauf

kommt eine lange lange Abfahrt.


Diego lassen wir

ohne Leine neben uns rennen,

er hat riesigen Spaß

und nach ein paar Kilometern

setzen wir ihn in den Anhänger

und er hängt seine Zunge in den Fahrtwind.


Wir erreichen Freiburg am frühen Abend,

die Handgelenke schmerzen

von der langen Schotterpiste bergab,

Aber es ist ein tolles Gefühl,

endlich in Freiburg zu sein,

ein kleiner Meilenstein auf der großen Tour.


Passend zum angesagten Regen

wollen wir hier einen Tag pausieren

und dann Richtung Frankreich weiterfahren.




 
 
 

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