Tag 14-17 - ohne Strom!
- Anna Böllert
- 7. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Aug.
Einige professionelle Camper
mit Wohnmobil und Vorzelt
haben nicht nur Wäschespinnen,
Teppiche und Blumentöpfe dabei,
sondern auch Satellitenschüsseln und Flachbildfernseher
(kein Witz).
Ein älterer Herr, der nach unseren Plänen fragt,
guckt den RTL Wetterbericht und teilt mir
halb belehrend, halb bedauernd,
später beim Abwasch mit,
dass dies ein schlechter Sommer
für eine große Radtour ist.
Ich lächle das weg,
wir sind noch lang genug unterwegs,
um auch noch die Sonne zu sehen,
aber es wäre gelogen zu sagen,
mir macht der dauernde Regen nichts aus.
Alles fällt ein bisschen schwerer,
ich fühle mich träge
und finde auch wenig Motivation zu schreiben -
was so schade ist, weil es mir eigentlich
so eine große Freude ist,
diesen Blog zu gestalten.
Wir planen also nur eine kurze Tour
für diesen Tag,
warten die ersten Schauer ab,
packen die Sachen und fahren aus Salem
wieder hinunter an das Ufer des Bodensees
und das letzte Stück die Uferlinie entlang.
Es ist bewölkt, aber trocken
und wir setzen uns auf die gemauerte Kante,
bis wieder Tropfen fallen.
Ein Passant fragt uns nach unserer Tour
und es stellt sich heraus,
dass er aus Cardiff kommt, der Stadt,
in der Wes und ich uns kennengelernt haben.
Zufälle gibt's!
Wir fahren weiter bis zum Campingplatz,
der eigentlich schön am See liegt,
aber irgendwie eigenartig ist.
Natürlich regnet es
und wir können nicht baden gehen,
neben uns zeltet anscheinend ein Techno DJ,
der im Urlaub schonmal
für die nächste Party übt
und am nächsten Morgen
wurde unsere Brötchenbestellung
leider vergessen.
Macht nichts,
wir starten hungrig und nass,
aber trotzde guter Dinge
Richtung Schwarzwald.
Der Tag hat es in sich:
Eigentlich geht es
mal mehr mal weniger intensiv
nur bergauf.
Dafür scheint die Sonne - juhuuu!
Am Ende des Tages stoßen wir
auf den Donauradweg und die Donau,
die wir überqueren müssen -
kein Problem, denn ein paar Steine liegen bereit
und wir sind ja bereits geübt in Flussquerungen
ohne Brücke.
Der Zeltplatz ist ein Geschenk:
Eine einfache Wiese,
nur für Radfahrer,
gegen eine geringe Spende.
Sanitäre Anlagen und ein grandioser Kiosk
mit leckeren Burgern am Abend
und frischem Kaffee am Morgen
direkt daneben.
Der nächste Tag
ist wieder ein Regentag.
Diego ist ein bisschen schlapp und lässt sich
viel im Anhänger ziehen.
Wir fahren ein Stück Donauradweg,
die Strecke ist flach,
aber auch ein bisschen langweilig
und dann fühlt es sich plötzlich so an,
als hätten wir endlich den Schwarzwald erreicht.
Dichtes Waldgrün umgibt uns,
die Steigung nimmt zu,
aus der asphaltierten Strecke
wird ein Schotterpfad.
Unser Campingplatz für diese Nacht
liegt malerisch an einem See.
Leider zu kalt zum Baden,
aber wenigstens hört es abends auf zu regnen.
Am nächsten Morgen
geht die Sonne über dem Wasser auf
und der bisher sportlichste Tag liegt vor uns:
65km durch den Schwarzwald,
über 600 Höhenmeter Steigung
und knapp 1.200 Meter bergab,
mit Hund und Anhänger.
Die Aussicht ist wunderschön!
Zeitweise überblicken wir grüne Baumkronen
und Dörfer im Tal.
Wir stoppen in Titisee Neustadt für ein großes Stück Kuchen
und fahren anschließend
auf abgelegenen Waldwegen weiter,
um die großen Straßen zu vermeiden.
Irgendwo mitten im Wald
verliert mein Fahrradnavi unsere Position.
Wir fahren nach Gefühl weiter,
überqueren eine schmale Brücke,
kämpfen uns einen Berg hoch,
finden viele wilde Hinbeeren und Brombeeren -
und stehen plötzlich auf der Kuhweide
einer freundlichen Bäuerin,
die heute nicht mit Besuch gerechnet hatte.
„Nach Freiburg wollt ihr?!“,
fragt sie uns verdutzt,
als wäre das am anderen Ende der Welt,
dabei dürfte es mittlerweile
nur noch ca. 20km entfernt sein.
„Nein, nach Freiburg, ganz falsch gefahren..“..
sie erklärt uns umständlich
und sehr detailliert
wie wir ab nun fahren sollen,
steile Wege liegen wohl vor uns,
und dann wirfst sie erschreckt einen Blick
auf unsere Fahrräder.
„Ohne Strom??“, fragt sie verdutzt,
„ohne Strom??“. Wir pflichten ihr bei,
dass das mit E-Bikes sehr viel einfacher wäre
und verabschieden uns.
Da sagt sie:
„Ich schiebe, ich schiebe“
und sie gibt sich große Mühe, anzuschieben und ich gebe mir große Mühe,
das Gleichgewicht zu halten mit dem Anhänger
und so fahren wir weiter.
Ich weiß nicht,
ob wir ihrem Weg folgen,
aber irgendwann entdecken wir
Schilder nach Freiburg
und nach den letzten Metern bergauf
kommt eine lange lange Abfahrt.
Diego lassen wir
ohne Leine neben uns rennen,
er hat riesigen Spaß
und nach ein paar Kilometern
setzen wir ihn in den Anhänger
und er hängt seine Zunge in den Fahrtwind.
Wir erreichen Freiburg am frühen Abend,
die Handgelenke schmerzen
von der langen Schotterpiste bergab,
Aber es ist ein tolles Gefühl,
endlich in Freiburg zu sein,
ein kleiner Meilenstein auf der großen Tour.
Passend zum angesagten Regen
wollen wir hier einen Tag pausieren
und dann Richtung Frankreich weiterfahren.



























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