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Von Bergen und Menschen

Ich habe in den letzten Tagen

an vielen Bergseen gesessen

zuletzt am Forggensee bei Füssen.


Türkises, spiegelglattes Wasser,

quietschend vor Freude

springen Kinder

von einem Holzsteg aus hinein,

etwas weiter draußen

ziehen ältere Damen

mit bunten Badekappen ihre Bahnen.

Dahinter ein Streifen

aus grünen Tannen

und saftigen Wiesen.

Und darüber, ruhig und gewaltig:

die Berge.


Ich bin ein bisschen enttäuscht,

als ich später in einem Gasthaus lese,

dass der Forggensee

Menschen gemacht ist


Schwarz-Weiß Fotos zeigen

das Ausheben als Stausee,

auf einer Zeichnung sehe ich:

Vorher war dort einfach Weideland.

Aber schon mit Bergpanorama.

Ich lese: Beim Anlegen des Sees

wurden mehrere Dörfer geflutet,

eine Schlucht ging

unwiderbringlich verloren.


Der See ist vielleicht

menschengemacht,

aber nicht die Berge.


In einem Bibeltext,

über den ich vor kurzem gepredigt habe,

beruft Gott sie als Zeugen.


Älter als die Menschen

überblicken sie,

was wir tun, sie werden

die Grundfesten der Erde genannt.


Grau und schroff,

ein wenig kahl und wund

wo Menschen ihre Hänge geholzt

oder ihnen mühsam

Stein abgetrotzt haben,

aber in stiller Würde

erheben sie sich über uns

und unsere Sorgen.


Ich bewundere sie

während ich am See sitze und

über die kleinen Werke der Menschen

und die Größe der Natur nachdenke.


Eines Tages werde ich nicht mehr sein,

aber diese Berge werden weiter

in den Himmel ragen.

Mal wolkenverhangen,

mal sonnenbeschienen.


Menschen werden weiter

ihre Gipfel erklimmen,

andere Radfahrer werden

am See zu ihren Füßen

von einer langen Tour rasten.


Kinder, die noch gar nicht geboren sind,

werden eines Tages

quietschvergnügt in den See springen.


Und die Berge werden

unverrückbar wachen -

und irgendwie

finde ich diesen Gedanken

wunderschön und beruhigend.



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