
Von Bergen und Menschen
- Anna Böllert
- 26. Juli
- 1 Min. Lesezeit
Ich habe in den letzten Tagen
an vielen Bergseen gesessen
zuletzt am Forggensee bei Füssen.
Türkises, spiegelglattes Wasser,
quietschend vor Freude
springen Kinder
von einem Holzsteg aus hinein,
etwas weiter draußen
ziehen ältere Damen
mit bunten Badekappen ihre Bahnen.
Dahinter ein Streifen
aus grünen Tannen
und saftigen Wiesen.
Und darüber, ruhig und gewaltig:
die Berge.
Ich bin ein bisschen enttäuscht,
als ich später in einem Gasthaus lese,
dass der Forggensee
Menschen gemacht ist
Schwarz-Weiß Fotos zeigen
das Ausheben als Stausee,
auf einer Zeichnung sehe ich:
Vorher war dort einfach Weideland.
Aber schon mit Bergpanorama.
Ich lese: Beim Anlegen des Sees
wurden mehrere Dörfer geflutet,
eine Schlucht ging
unwiderbringlich verloren.
Der See ist vielleicht
menschengemacht,
aber nicht die Berge.
In einem Bibeltext,
über den ich vor kurzem gepredigt habe,
beruft Gott sie als Zeugen.
Älter als die Menschen
überblicken sie,
was wir tun, sie werden
die Grundfesten der Erde genannt.
Grau und schroff,
ein wenig kahl und wund
wo Menschen ihre Hänge geholzt
oder ihnen mühsam
Stein abgetrotzt haben,
aber in stiller Würde
erheben sie sich über uns
und unsere Sorgen.
Ich bewundere sie
während ich am See sitze und
über die kleinen Werke der Menschen
und die Größe der Natur nachdenke.
Eines Tages werde ich nicht mehr sein,
aber diese Berge werden weiter
in den Himmel ragen.
Mal wolkenverhangen,
mal sonnenbeschienen.
Menschen werden weiter
ihre Gipfel erklimmen,
andere Radfahrer werden
am See zu ihren Füßen
von einer langen Tour rasten.
Kinder, die noch gar nicht geboren sind,
werden eines Tages
quietschvergnügt in den See springen.
Und die Berge werden
unverrückbar wachen -
und irgendwie
finde ich diesen Gedanken
wunderschön und beruhigend.





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